Two roads diverged in a wood, and I - I took the one less traveled by,
and that has made all the difference.

- Robert Frost -



Ich setzte den Fuss in die Luft, und sie trug.

- Hilde Domin -


Montag, 15. Februar 2010

Wie man zu Geld kommt

Die Wirtschaftskrise trifft Spanien, dies sagt man hier jedenfalls, stärker als jedes andere Land der EU. Spanien hat verschlafen. Ein Akademiker verdient nicht mehr als 1500 Euros pro Monat, meine Arbeitskollegin, eine diplomierte Psychologin, nur etwa 1000. Das Metro-Abo kostet mehr als das der VBZ, was etwas heissen will. Die Arbeitslosigkeit ist immens, vor allem bei den Jugendlichen. Die Leute leben auf Pump. Doch die Restaurants und Bars sind zu jeder Uhrzeit überfüllt, ebenso die teuren Clubs. Ein Widerspruch? Ich habe noch nicht herausgefunden, wie es funktioniert.

Viele Wohnungen werden an zahlungskräftige ausländische Studenten vermietet. Und jeder, der dies tut, ist ein potenzieller Betrüger. Doch oft ist alles anders, als man auf den ersten Blick glaubt.

Ich habe mein WG-Zimmer über eine holländische Zimmervermittlungsorganisation (bestehend aus einer Person: Louise) gebucht. Schien mir sehr vertrauenswürdig. Mit Homepage, Anmeldeformular, etc. Und da kommen uns auch schon die netten Stereotypen entgegen, "den Holländern kann man mehr trauen als den Spaniern", die sind ja "fast wie wir". Nicht wahr? Nun, es kommt eben alles anders.

Ich bekam mein Zimmer problemlos. Pablo, der Vermieter, wartete auf mich, überreichte mir die Schlüssel, den Vertrag und das Passwort für das W-LAN (sehr wichtig :-)). Louise hatte ihm mein Geld, d.h. die erste Monatsmiete und das Depot, überwiesen. Was natürlich selbstverständlich war....denkt man.

Ende Januar zogen Bjorn, Maik und Jason aus, und ich wusste von Louise, dass vier Holländerinnen (Simone, Mieke, Anne und Janine) am ersten Februar einziehen werden. Als dann Pablo ein paar Tage vorher mit deutschen Jungs aufkreuzte, um ihnen die Wohnung zu zeigen, war ich etwas verdutzt. Pablo sagte, er habe keine Reservation von Louise bzw. das Geld nicht bekommen. Ich kontaktierte Simone, welche in Panik geriet und Louise kontaktierte, worauf ich böse Mails von Louise bekam, in denen sie anordnete, ich solle mich aus der Sache raushalten. Ein paar Tage später wiederum bekam ich romanartige Mails von Louise, in denen sie mir ihr Leid klagte (sie habe einen Nervenzusammenbruch weil Pablo sie so schlecht behandle) und mir weiszumachen versuchte, dass Pablo ein Betrüger sei und kurz vor dem Konkurs stehe und dass ich vielleicht bald aus der Wohnung ausziehen müsse deswegen.... Yeah, tonterías!!! Soviel dazu, dass ich mich raushalten soll.

Pablo hatte mittlerweile schon andere Reservationen für die Zimmer, und ich musste ziemlich fighten, damit wenigstens Simone und Mieke einziehen konnten. Anne und Janine mussten sich eine andere Bleibe suchen. Alle warten nun darauf, dass Louise ihnen ihr Geld, über 800 Euros, zurückzahlt. Was natürlich nicht passiert. Auch Pablo und anderen Studenten schuldet sie Geld. Ich hatte solches Glück, dass es bei mir geklappt hat! Pablo ist sehr korrekt, hilfsbereit und humorvoll. Er nennt mich nur noch "la traductora", da die meisten Studenten der WG kaum Spanisch können und er nur Spanisch.

Es ist also recht einfach, zu Geld zu kommen, sogar für Nicht-Spanier. Aber vielleicht hat man dann mal einen Anzeige am Hals.... Ich habe auf jeden Fall eine neue Geschäftsidee. Was Louise kann, kann ich schon lange! :-)

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