Leicht beunruhigt sass ich am 9. Januar in meinem Taxi vom Flughafen zu meinem neuen Heim in der Calle Amparo, Lavapiés. Der Taxifahrer riss die Augen auf, als ich ihm sagte, wohin ich wollte. Gefährliche Gegend. Da wirst du überfallen. Natürlich nur von Marokkanern. Und davon gibt's ne Menge in Lavapiés. Ich fragte mich, worauf ich mich wieder eingelassen hatte. :-)
Es stellte sich heraus, dass Lavapiés ein kleines Dorf mitten im Zentrum Madrids ist. Um 11 Uhr abends spielen noch Kinder auf den Strassen. Niemand scheint sich Sorgen zu machen. Die Marokkaner stehen vor dem Carrefour (worauf sie wohl warten?), asiatische Geschäfte, afrikanische Peluquerías, Döner und dubiose Handyläden zeichnen das Bild des Barrios. In der Calle Argumosa gibt es einige einschlägige überfüllte Kneipen mit billigem und gutem Essen.
Nachts um halb zwei verstopfen betrunkene Jugendliche den Eingang der Metrostation. Danach wird es ruhiger. Lavapiés wird etwas düster, zu noch späterer Stunde unheimlich. Der Taxifahrer wartet, bis ich im Haus bin.
Jeden Morgen bekomme ich ein Lächeln geschenkt. Auf der Treppe der Metrostation Lavapiés steht immer derselbe junge Marokkaner und verkauft Taschentücher und Feuerzeuge. Seine Augen funkeln unter der Wollkappe hervor. Demütig steht er in der Kälte.
Ich frage mich, welche berühmte Persönlichkeit sich hier wohl einst die Füsse gewaschen hat (Lava-pies). Man weiss es nicht. Es wird davon ausgegangen, dass der Name des Viertels vom Getto Aba-puest stammt, was die hebräische Bezeichnung für "Ort der Juden" ist. Woher das L kommt, weiss niemand. Und Juden sind keine zu sehen.
Viva Lavapiés!!!
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