Two roads diverged in a wood, and I - I took the one less traveled by,
and that has made all the difference.

- Robert Frost -



Ich setzte den Fuss in die Luft, und sie trug.

- Hilde Domin -


Sonntag, 7. März 2010

Konservatives Spanien in der Küche

Seit einer Woche haben wir einen neuen Mitbewohner. David ist Spanier und kommt aus Santander. Er arbeitet im Investment Banking und hat einen befristeten Arbeitsvertrag in Madrid. Er kommt spät nach Hause und isst nicht vor 10 Uhr (wie um Gottes Willen können wir schon um 8 zu Abend essen?). Eines Abends stellte ich mich zu ihm in die Küche und schaute ihm zu, wie er sein Fleisch im Öl frittierte (musste schmunzeln, da mich dies an meinen spanischen Untermieter an der Röschibachstrasse erinnerte). Wir redeten über Musik, und als ich ihm sagte, dass ich Flamenco liebe, schaute er mich entgeistert an und sagte, Flamenco sei das LETZTE, das sei die Musik der Zigeuner, und diese seien ebenfalls das Letzte. Ich war leicht irritiert, da ich dachte, er mache Scherze. Ich merkte dann, dass dem nicht so war. Auf meine Frage hin, weshalb er dies denke, bekam ich keine verständliche Antwort.

Die Diskussion ging dann im Wohnzimmer weiter, wo ich erfuhr, dass er nicht gerne in Lavapiés wohnt, da es hier so viele Ausländer hat. Ich erinnerte ihn daran, dass wir in der WG alles Ausländer sind, da sagte er, er meine nicht uns, sonder die Marokkaner, Pakistaner und Türken. Die würden nur auf der Strasse rumstehen und nichts machen. Er würde lieber in einer Gegend wohnen, wo es nur Spanier hat. Meine Irritation nahm zu. Er telefonierte noch mit seiner Mutter, um ihr zu sagen, dass er im Schrank in seinem Zimmer keinen Platz für all die Anzüge habe.

Zwei Tage später fragte er mich, ob ich wisse, ob es in der Nähe eine spanische Bäckerei gäbe. Ich antwortete ihm, dass ich noch keine gesehen habe, dass die kleinen Läden jedoch alle Brot hätten. Darauf sagte er, dass diese Läden von Pakistanern und (folglich) wenig hygienisch seien. Und er habe Angst, da reinzugehen. Erst in diesem Moment erinnerte ich mich wieder daran, dass Fremdenfeindlichkeit mit Angst zu tun hat. Meine Empörung nahm ab. Ich stellte mir seine Familie vor, seine Erziehung. Vielleicht ist es kein Zufall, dass er sich für eine internationale WG in Lavapiés entschieden hat?

Trotzdem ist nun Marks Running Gag beim Nachhausekommen: "Oh Mann, das ist wirklich unerträglich, da steht wieder dieses Pack in Lavapiés rum!" Ein bisschen Bosheit muss halt doch sein. :-)

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