Vielleicht kann die Tatsache, dass ich mit Konstantin Weckers "Genug ist nicht genug" aufgewachsen bin, eine Erklärung dafür liefern, weshalb ich so gierig nach Leben bin. Dies erklärt aber nicht, weshalb sich mein Herz und mein Verstand so unerbittlich bekämpfen. Lösung bietet jeweils nur die überaus kluge (und wahrscheinlich deshalb von mir verschmähte) Psychosomatik. Und so weigerte sich mein Körper letzte Woche auch, aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Nach einem drei Tage langen Kampf gegen meinen Körper gab ich zähneknirschend auf und war bereit, ihn anzuhören. Die Message war einfach: Praktikum abbrechen. Meine Leistungs-, Konsistenz- und Loyalitäts-Monster rebellierten zwar, doch ich wusste ja: Keine Kompromisse mehr. Ich brach ab. Und war frei.
Wieso Freiheit so schwierig ist? Man kann das tun, was man schon immer wollte. Man kann ohne Restriktionen das eigene Potential ausschöpfen. Der Traum ist zum Greifen nah. Und plötzlich wird klar, weshalb es bequem war, diese Freiheit nicht zu haben. Was passiert, wenn man scheitert?
Man kann immer noch versuchen, alles als "Prozess" zu sehen, als Erfahrung. Das ist zwar Selbstbetrug, aber es funktioniert mehr oder weniger. Und so sitze ich jeden Tag vor weissen Seiten und versuche, das Chaos in meinem Kopf in eine Geschichte zu verwandeln. Es fühlt sich absurd aber richtig an, dass ich in einem fremden Land bin und versuche, endlich mein Buch zu schreiben. Es ist seltsam aber wahr: Spanien hat mir meine Muttersprache zurückgegeben.
Begleitet werde ich von den Leistungs-Monstern in meinem Kopf, die jeden Tag versuchen, mir einzureden, dass ich doch nicht einfach "nichts" machen könne. Sie haben noch nicht begriffen, dass "nichts machen" viel schwieriger ist, als sich in einem vordefinierten Trott zu ermüden. Sie werde wohl noch lange jeden Morgen mit mir aufstehen und die Tage anhand Anzahl geschriebener Wörter in erfolgreiche und nutzlose einteilen. Sollen sie doch zählen. Ich lasse mich nicht mehr so schnell beeindrucken!!
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