Two roads diverged in a wood, and I - I took the one less traveled by,
and that has made all the difference.

- Robert Frost -



Ich setzte den Fuss in die Luft, und sie trug.

- Hilde Domin -


Donnerstag, 25. März 2010

Rätselraten I

Es gibt immer wieder Fragen, die wohl nicht mal die Locals zu beantworten wissen. Hier eine kleine Sammlung... Da sage ich nur: die spinnen, die Spanier (und die Holländer, und die Schweizer....)!!

1) Wieso haben alle HolländerInnen eine elektrische Zahnbürste?

2) Wieso stehen im Supermarkt die Nüssli nicht neben den Chips, sondern neben dem Gemüse und den Madelaines?

3) Wieso singen in der Schweiz die Bauarbeiter morgens nicht? Echt unverständlich...

4) Wieso gibt es in Madrid alle 50 Meter eine Apotheke (wahrscheinlich findest du dann, wenn du eine suchst, keine!)?

5) Wieso sind die Metros alle sauberer als die Zürcher Trams (obwohl es nicht mal Abfalleimer gibt und die Spanier selbst in den Bars alles auf den Boden werfen)?

6) Wieso werden die Abfallcontainer morgens um 2 mit riesigem Lärm geleert?

7) Wie kann man Brecht nur auf Spanisch aufführen? :-)

8) Wieso gibt es in Spanien noch keine Web-Designer? :-)

9) Wo bekomme ich nur das 20Minuten her, das alle in der Metro lesen?

10) Wieso nehmen sie hier an, dass alle Gold zu verkaufen haben (die Männer mit den "Compro-Oro-Westen" verstopfen die Innenstadt)?

Dienstag, 16. März 2010

Die Freiheit der leeren Seiten

Vielleicht kann die Tatsache, dass ich mit Konstantin Weckers "Genug ist nicht genug" aufgewachsen bin, eine Erklärung dafür liefern, weshalb ich so gierig nach Leben bin. Dies erklärt aber nicht, weshalb sich mein Herz und mein Verstand so unerbittlich bekämpfen. Lösung bietet jeweils nur die überaus kluge (und wahrscheinlich deshalb von mir verschmähte) Psychosomatik. Und so weigerte sich mein Körper letzte Woche auch, aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Nach einem drei Tage langen Kampf gegen meinen Körper gab ich zähneknirschend auf und war bereit, ihn anzuhören. Die Message war einfach: Praktikum abbrechen. Meine Leistungs-, Konsistenz- und Loyalitäts-Monster rebellierten zwar, doch ich wusste ja: Keine Kompromisse mehr. Ich brach ab. Und war frei.

Wieso Freiheit so schwierig ist? Man kann das tun, was man schon immer wollte. Man kann ohne Restriktionen das eigene Potential ausschöpfen. Der Traum ist zum Greifen nah. Und plötzlich wird klar, weshalb es bequem war, diese Freiheit nicht zu haben. Was passiert, wenn man scheitert?

Man kann immer noch versuchen, alles als "Prozess" zu sehen, als Erfahrung. Das ist zwar Selbstbetrug, aber es funktioniert mehr oder weniger. Und so sitze ich jeden Tag vor weissen Seiten und versuche, das Chaos in meinem Kopf in eine Geschichte zu verwandeln. Es fühlt sich absurd aber richtig an, dass ich in einem fremden Land bin und versuche, endlich mein Buch zu schreiben. Es ist seltsam aber wahr: Spanien hat mir meine Muttersprache zurückgegeben.

Begleitet werde ich von den Leistungs-Monstern in meinem Kopf, die jeden Tag versuchen, mir einzureden, dass ich doch nicht einfach "nichts" machen könne. Sie haben noch nicht begriffen, dass "nichts machen" viel schwieriger ist, als sich in einem vordefinierten Trott zu ermüden. Sie werde wohl noch lange jeden Morgen mit mir aufstehen und die Tage anhand Anzahl geschriebener Wörter in erfolgreiche und nutzlose einteilen. Sollen sie doch zählen. Ich lasse mich nicht mehr so schnell beeindrucken!!

Sonntag, 7. März 2010

Konservatives Spanien in der Küche

Seit einer Woche haben wir einen neuen Mitbewohner. David ist Spanier und kommt aus Santander. Er arbeitet im Investment Banking und hat einen befristeten Arbeitsvertrag in Madrid. Er kommt spät nach Hause und isst nicht vor 10 Uhr (wie um Gottes Willen können wir schon um 8 zu Abend essen?). Eines Abends stellte ich mich zu ihm in die Küche und schaute ihm zu, wie er sein Fleisch im Öl frittierte (musste schmunzeln, da mich dies an meinen spanischen Untermieter an der Röschibachstrasse erinnerte). Wir redeten über Musik, und als ich ihm sagte, dass ich Flamenco liebe, schaute er mich entgeistert an und sagte, Flamenco sei das LETZTE, das sei die Musik der Zigeuner, und diese seien ebenfalls das Letzte. Ich war leicht irritiert, da ich dachte, er mache Scherze. Ich merkte dann, dass dem nicht so war. Auf meine Frage hin, weshalb er dies denke, bekam ich keine verständliche Antwort.

Die Diskussion ging dann im Wohnzimmer weiter, wo ich erfuhr, dass er nicht gerne in Lavapiés wohnt, da es hier so viele Ausländer hat. Ich erinnerte ihn daran, dass wir in der WG alles Ausländer sind, da sagte er, er meine nicht uns, sonder die Marokkaner, Pakistaner und Türken. Die würden nur auf der Strasse rumstehen und nichts machen. Er würde lieber in einer Gegend wohnen, wo es nur Spanier hat. Meine Irritation nahm zu. Er telefonierte noch mit seiner Mutter, um ihr zu sagen, dass er im Schrank in seinem Zimmer keinen Platz für all die Anzüge habe.

Zwei Tage später fragte er mich, ob ich wisse, ob es in der Nähe eine spanische Bäckerei gäbe. Ich antwortete ihm, dass ich noch keine gesehen habe, dass die kleinen Läden jedoch alle Brot hätten. Darauf sagte er, dass diese Läden von Pakistanern und (folglich) wenig hygienisch seien. Und er habe Angst, da reinzugehen. Erst in diesem Moment erinnerte ich mich wieder daran, dass Fremdenfeindlichkeit mit Angst zu tun hat. Meine Empörung nahm ab. Ich stellte mir seine Familie vor, seine Erziehung. Vielleicht ist es kein Zufall, dass er sich für eine internationale WG in Lavapiés entschieden hat?

Trotzdem ist nun Marks Running Gag beim Nachhausekommen: "Oh Mann, das ist wirklich unerträglich, da steht wieder dieses Pack in Lavapiés rum!" Ein bisschen Bosheit muss halt doch sein. :-)

Montag, 1. März 2010

Trabajo V - Sky

Wenn man nur genug Geduld hat, kommt man in den Himmel. Oder so. Seit heute arbeite ich bei "Grupo Sky", einer Eventorganisation. Das Büro ist einem alten Gebäude an der berühmten Gran Vía, innen alles topmodern. Ich wurde von der HR-Verantwortlichen mit den Worten empfangen, dass sie letzte Woche wohl vergessen hatte, mich drüber zu informieren, dass man nur freitags Jeans tragen darf. Das ist perfekt, denn ich habe NUR Jeans. Auch mein dritter Start bringt also so seine Probleme mit sich.

So stolperte ich heute also durch all die Kleiderläden, schon nach zweien war ich total entnervt. Alle Hosen zu kurz, falscher Schnitt. Dafür kaufte ich was anderes. Wie immer. Ich werde alt; Ich hasse Shopping!

Dafür ist der Himmel seit gestern wieder blau, es ist frühlingshaft warm. Zeit für die Lederjacke. Wie habe ich die Sonne vermisst!!!